Systemflex – Messebausystem

Die Arbeit wurde von Herrn Professor Rieß an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar betreut. Die Weiterentwicklung bis zur Produktionsreife war das erste freie Projekt des jungen Architekten nach seinem Berufseinstieg.

Frei geformte Räume und Objekte: Das Prinzip der flexiblen Knoten dieses Messebausystems ermöglicht es, nahezu jede gewünschte Form zu realisieren. Die Knoten bestehen aus einem widerstandsfähigen, verformbaren Elastomer, das auch in der Raumfahrt eingesetzt wird. Sind Knoten und Verbindungsstäbe arretiert, ergeben sich Dreiecksflächen, die zu einer stabilen Struktur führen. Das System ist mit anderen marktüblichen Messebausystemen kompatibel.

Würdigung
von Ruth J. Soénius

Die Jury vergibt einen Staatspreis für Nachwuchs-Designer in diesem Jahr an den Designer eines Produktes, das den Leitsatz von Mies van der Rohe – “less is more” – bestens erfüllt. Über die Auseinandersetzung mit organischen Architekturformen in seiner Diplomarbeit entwickelte der Preisträger Simon Bauer von der Fakultät Architektur der Bauhaus-Universität in Weimar die Grundidee für ein neues Messebausystem. Ein System bestehend aus flexiblen Knoten und in der Länge verstellbaren Verbindungsstreben, das die Kreation von frei geformten Räumen und Objekten ermöglicht.

Im Messebau hat Flexibilität oberste Priorität. Dabei sind die Anforderungen vielfältig und manchmal widersprüchlich: Auf der einen Seite muss sich ein Messestand an immer wieder neue Raumverhältnisse, neue Präsentationen und Produkte sowie unterschiedliche Umfeldbedingungen auf Messen anpassen, auf der anderen Seite aber auch in die Kommunikationsstruktur eines Unternehmens integrieren lassen.

“Systemflex” wurde wegen seiner sehr überzeugend dargestellten Funktionen und Möglichkeiten ausgezeichnet: Große Freiheitsgrade im Entwurf von Messeständen, die Möglichkeit zu Erstellung amorpher Formen durch bewegliche Knoten und längenregulierbare Stäbe zur Konstruktion von Bauten ohne aufwändige Sonderknoten. Die Gestaltung von Räumen wird so allein durch die Anforderungen des Nutzers bestimmt und nicht durch technische Gegebenheiten. Dabei ist das Produkt in seiner Erscheinung minimal und versucht nicht, über rein äußerliche Kosmetik den Benutzer zu beeindrucken: zwei Materialien, drei Elemente, viele Farbmöglichkeiten und unendlich viele Lösungen. Hier ist es dem Designer gelungen, Antworten auf die vielfältigen Anforderungen des Marktes zu finden und in eine souveräne Lösung umzusetzen: flexibel und doch strukturiert, strukturiert und doch offen, offen und doch konsequent.

Da kommt das Zitat von Marshall McLuhan in den Sinn, der da sagte: “When definition is low, participation is high”. Und so versteht sich die Lösung von Simon Bauer als ein Angebot, ohne aber einschränkende Konsequenzen vorzugeben.

Technische Daten
Aluminium, Elastomer
Ø 80 mm (Knoten)

Simon Bauer

2000

Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar

Betreuer:
Prof. Rieß

Wasserläufer – Binnengewässer-Taxi

Der Entwurf entstand an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee unter Betreuung von Herrn Professor Staubach.

Im Zentrum dieses Konzeptes steht das Aufzeigen neuer, visionärer technischer und gestalterischer Lösungsmöglichkeiten für ein derartiges High-End-Sportgerät. Der Entwurf des stark wettbewerbsorientierten Liegerads entfernt sich deutlich vom gewohnten Erscheinungsbild eines Liegerads, um so die innovative Antriebstechnik der “Fluidic muscles” durch eine adäquate Gestaltung zu visualisieren.

Würdigung
von W. O. Geberzahn

Bei den zu Designpreisen eingereichten Arbeiten haben wir in der jüngeren Vergangenheit immer wieder interessante Arbeiten zur Fortbewegung zu Wasser und in der Luft kennen gelernt. Allerdings lag der Schwerpunkt hierbei meist auf der Nutzung in der Freizeit, im Vordergrund stand der Spaß an der Bewegung. Dass Wasser als Verkehrsfläche intensiv genutzt werden könnte, blieb eher eine Randidee, was nicht zuletzt mit den geografischen Verhältnissen in den alten Bundesländern zu tun hat.

Nachdem Berlin ins politische und geistige Zentrum der Republik gerückt ist, wird deutlicher als vorher, dass diese Stadt und ihr Umland über ein weit verzweigtes, unvergleichliches Gewässernetz von hoher Attraktivität verfügt. Flüsse, Kanäle und Seen werden in die Stadtplanung und -entwicklung mit einbezogen, Uferflächen und Bebauungen neu definiert. Davon sind immerhin 200 km schiffbar und lassen sich in die Verkehrsplanung integrieren. Eine entsprechende Nutzung der Wasserflächen könnte die landgebundenen Verkehrssysteme entlasten. Dazu fehlen bisher allerdings die entsprechenden Wasserfahrzeuge.

Hier stößt die Diplomarbeit von Robert Knossalla in eine Marktlücke. Werften konzentrieren sich heute meist auf Angebote für Freizeitkapitäne, verkehrstechnische Nutzungen werden vernachlässigt. Und so hat die Jury die Arbeit des Berliner Diplomanden ausgezeichnet, weil sie einerseits zur Verbesserung zeitgemäßer Verkehrssysteme beitragen kann und andererseits als überzeugendes Produktkonzept vorgestellt wird.

Knossalla weiß um die Notwendigkeiten der Personenbeförderung auf Binnengewässern:

Das Boot muss ruhige, aber flotte Fahrt ermöglichen, darf die Uferbefestigungen nicht übermäßig angreifen und muss vor allem wendig sein. Das gelingt ihm durch eine Kombination aus Wasserstrahlantrieb, zwei beweglichen Auslegern und einer Tragfläche. Beim Anlegen wird das Boot durch heckseitiges Fluten abgesenkt, stabilisiert und ruhig gehalten, während der Fahrt hebt es sich und gleitet, nur von der Tragfläche und den Auslegern getragen, über das Wasser. Es können vier bis fünf Personen befördert werden, die dabei nicht nur bequem Platz nehmen, sondern auch durch die großflächige Verglasung die Umgebung optimal genießen können. Zahlreiche Details, wie die nach oben schwenkende Tür, die zum schützenden Vordach wird, unterstreichen die Qualität des Entwurfs. Und da das Boot als Plattformkonzept entwickelt wurde, lassen sich zahlreiche andere Einsatzbereiche denken: Auch als Arbeits-, Polizei- oder Feuerwehrboot kann der Wasserläufer eine gute Figur abgeben.

Die Jury unterstreicht den eigenständigen und innovativen Charakter der Arbeit, weil der Verfasser ein bisher vernachlässigtes Problem erfolgreich beleuchtet und eine Lösung vorstellt, die auf eine eingehende Auseinandersetzung mit den Anforderungen in der Praxis schließen lässt. Der Einsatz moderner Technologien und Materialien zeigt, dass der Entwurf in der Zukunft bestehen kann. Darüber hinaus überzeugt die Arbeit von Robert Knossalla durch eine anschauliche und übersichtliche Darstellung, die den Einstieg in die Thematik erleichtert, wobei auch die Qualität des Modells erwähnt werden muss.

Technische Daten:
5500 × 2300 × 2100 mm
Modell im Maßstab 1:10

Robert Knossalla

2000/2001

Kunsthochschule Berlin-Weißensee

Betreuer:
Prof. Staubach