Zelt für Katastropheneinsätze


Würdigung
von Rido Busse

Vor zwei Jahren wurde ich vom damaligen Bayerischen Minister für Wirtschaft und Verkehr, Dr. h.c. August R. Lang, aufgefordert, mich zur Jurierung der eingesandten Arbeiten zu äußern. Was ich sagte, war kritisch und gilt nach wie vor: Wir brauchen weniger, aber dafür hochwertigere Einsendungen. Wie man das macht, dafür gibt es Vorschläge, deren Verwirklichung es auch ermöglicht, auf die äußerst umstrittene und arbeitsintensive Fotovorauswahl zu verzichten. Dennoch hat mich das Endergebnis überrascht.

Bei Unternehmen sowohl in der Produktions- als auch in der Dienstleistungsbranche werden Teamarbeiten, die zu Einstellungsgesprächen vorgelegt werden, nicht sonderlich geschätzt, weil sie die Leistungen des Einzelnen schlecht erkennen lassen. Die jetzt ausgezeichneten Teamarbeiten aber beeindruckten die Jury so sehr, dass die Entscheidung einstimmig war.

Die ersten Preisträger nach dem Alphabet: Tom Allemeier und Rainer Weckenmann, betreut durch Prof. R. Knauer. Sie bildeten ein Team für die Gestaltung eines Zeltes. Ein Thema, für das sie zunächst überhaupt keine Grundkenntnisse besaßen. Dies zwang zu einer sehr systematischen Vorgehensweise, um keine Lösungsansätze außer Acht zu lassen. Das Ergebnis: Ein Zelt für Katastropheneinsätze. Tom Allemeier und Rainer Weckenmann stellten bei ihrer Recherchenarbeit fest, dass die besten verfügbaren Produkte dieser Art zur Zeit noch große Mängel aufweisen, die im Gewicht und in der Umständlichkeit des Aufbaus zu finden sind.

Das Ergebnis der umfangreichen Entwurfsarbeit: Ein Zelt für den Katastropheneinsatz, dessen Aufbau weitgehend selbsterklärend ist und von einer Person durchgeführt werden kann. Eine zusammenhängende Konstruktion, die alle Elemente enthält. So gibt es beim Auf- und Abbau lediglich zwei Bedienungselemente, die in Position gebracht werden müssen: Hebel und Längsstrebe. Diese führen ihre Bewegungen bis zu einem bestimmten Punkt selbständig aus, das Bedienen wirkt also nur unterstützend. Um Gewicht und Packungsgröße gering zu halten, wurde eine primär zugbeanspruchte Konstruktion gewählt, die sich zwar aus schweren, aber wenigen statischen Konstruktionselementen aufbaut. Zug und Druck führen zur gewünschten Steifigkeit der Konstruktion. Eine Arbeit, die zwar noch nicht in ihrer Gesamtheit als Prototyp erprobt werden konnte, aber auf Grund des intelligenten Lösungsansatzes von der Jury den Bayerischen Staatspreis erhielt.

Tom Allemeier | Rainer Weckenmann

1992

Fachhochschule Schwäbisch-Gmünd

Betreuer:
Prof. Knauer

eyetec – Ophtalmologische und optisches Gerätesystem


Würdigung
von Rido Busse

Die weiteren Preisträger sind Burkhard und Udo Fritz, die unter Betreuung von Professor George Burden eine Problemlösung für den Augenarzt und Augenoptiker gefunden haben. Ihr Thema: Gerätesystem zum Vermessen der vorderen Augenabschnitte. Motivation war, dass sie die bisherigen Methoden zum Anpassen von Kontaktlinsen als sehr stark verbesserungswürdig erkannt haben, denn ungenaues und nur annäherungsweise richtiges Messverfahren zur Bestimmung der Augenvorderfläche führt zu einer groben und umständlichen Kontaktlinsenanpassung, die eine Störung des Augenstoffwechsels und damit Belastungen des Kontaktlinsenträgers zur Folge haben kann. Die Auswahl und Anpassung der ersten Probierlinsen erfolgt zur Zeit über das Trial- and Error-Verfahren, bei dem nach Hausrezepten und Erfahrungswerten vorgegangen wird. Mit dem neuen Gerät wird Augenoptikern und Augenärzten ein Werkzeug zur Anpassung der Kontaktlinsen in die Hand gegeben, das eine genaue Topographie des Augenvordergrundes messen und darstellen kann. Die Kontaktlinsen können gezielt ausgesucht oder zukünftig über Computer Integrated Manufacturing individuell hergestellt werden.

Ein interaktives Expertensystem gibt auch dem wenig erfahrenen Anpasser Sicherheit in seiner Arbeit und dem Kunden größeren Komfort. Das Benutzerinterface basiert auf einer Pentop-Oberfläche, das heißt die Steuerbefehle werden über einen speziellen Stift direkt auf der Bildschirmoberfläche markiert. Diese Befehle können in Form von Piktogrammen visualisiert und mit dem Stift ausgewählt, oder über eine interaktive Zeichenerkennung mittels Pen ausgelöst werden.

Der Vorteil dabei ist, dass sich die Bedienoberfläche jedem Benutzer anpassen lässt. Eine Arbeit, die bis zum Modellbau beispielhaft ist.

Udo Fritz | Burkhard Fritz

Fachhochschule Schwäbisch-Gmünd

Betreuer:
Prof. Burden