Mobile Waschgelegenheit für Bettlägerige
Würdigung
von Rido Busse
Design als Begriff und Etikett hat heute Konjunktur. Designermode ist “in”, jedenfalls bei denen, die sie sich leisten können, und in den Outfits von Jil Sander oder Armani räkelt man sich dann an den Marmortischen von Zanotta oder den ironischen Verfremdungen der Gruppe “Kunstflug” und trinkt Tee oder Kaffee aus den Sammeltassen von Rosenthal.
Design wird hier freilich noch weitgehend als Synonym für Produktästhetik verstanden. Als Designer und Hersteller aber wissen wir natürlich, dass der Begriff wesentlich mehr umfasst, dass die Erkenntnisse der Ergonomie zum Beispiel ebenso eingehen, wie die technische Funktion und Überlegungen zur Fertigungstechnik und vieles andere mehr.
Ein wirklich gutes Produkt, ein optimal entwickeltes und gestaltetes Produkt ist der Garant für die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens. Ein wirklich gutes Produkt verkauft sich selbst. Für das wirklich gute Produkt brauchen wir weniger Werbung, muss der Verkäufer weniger Überzeugungsarbeit leisten. Ein wirklich gutes Produkt hat ein längeres Produktleben, das heißt die Modellwechselzyklen sind länger, das spart Geld und Ressourcen. Dass das Designkonzept, die Ergonomie und die Produktästhetik, also das, wofür der Designer in erster Linie verantwortlich zeichnet, entscheidend am Erfolg oder Misserfolg eines Produktes beteiligt sind, haben viele Unternehmen mittlerweile erkannt. Freilich längst noch nicht alle.
Es ist mir nach wie vor unverständlich, dass es Unternehmer gibt, die eine Designleistung einkaufen, wie man Nägel einkauft, die Angebote von Designern vergleichen, wie man Wurstwaren im Supermarkt vergleicht. Unternehmer, die noch nicht begriffen haben, dass die Kosten für eine derartige Leistung, gemessen an den Kosten, die eine Neuentwicklung bis hin zum Verkauf des ersten Stückes verschlingt, niedrig sind, die noch nicht begriffen haben, dass das Honorar für einen guten Designer immer eine lohnende Investition ist, und dass die erste Frage nie sein darf: “Was kostet es?” Sondern: “Wie gut ist der Designer und wie zuverlässig und schnell wird der Auftrag abgewickelt?” Denn die Verzögerung des Verkaufs der Produktion um nur einen Monat wird, wenn man sich zur Industrie zählt und nicht zum Kunstgewerbe, mehr Verlust bringen als der Designer Kosten verursacht.
Und nun zu den Arbeiten der Preisträger im einzelnen: Den Bayerischen Staatspreis für Nachwuchs-Designer erhalten 1989 zwei Industrial-Designer, die zufälligerweise beide Problemlösungen anbieten, die man unter den Oberbegriff “Hilfe für den Menschen” stellen kann. Ich beginne mit dem ersten Preisträger, Herrn Andreas Dober, der fast keine schriftliche Ausarbeitung anbot, sondern das Ganze mit ein paar, allerdings sehr guten Comic-Zeichnungen, handschriftlichen Bemerkungen und Skizzen abhandelte. Es war noch nicht einmal ein Modell vorhanden, (das konnte er aus Gesundheitsgründen nicht anliefern) sondern nur Modell-Fotos. Eigentlich eine Situation, die ich aufgrund meiner Erfahrung als Juror von vornherein als aussichtslos bezeichnet hätte. Die Problemlösung, die angeboten wurde, war jedoch so einleuchtend, dass eine hohe Punktzahl vergeben wurde. Es handelt sich um das Konzept für einen mobilen Waschtisch für Krankenhäuser, der es möglich macht, den Patienten optimal zu waschen, einschließlich der Haare, ohne dass er das Bett verlassen muss. Das Prinzip ist ebenso einfach wie einleuchtend: In einem Gestell auf Rollen ist eine Waschschüssel integriert, die sich höhenverstellbar, schwenkbar und ausziehbar in alle erdenklichen Positionen bringen lässt. Im unteren Bereich des Fahrzeugs befinden sich zwei Tanks, einer für Frischwasser, das über einen Durchlauferhitzer erwärmt werden kann, ein zweiter für die Abwasseraufnahme. Man benötigt also nur eine Steckdose in jedem Krankenzimmer und die ist bekanntlich vorhanden.